Was ist eigentlich Capoeira?

Was ist Capoeira? Ist es eine Kunstform? Ein Tanz? Ist es Musik? Oder ein Sport? Oder sogar ein Kampf? Was genau ist das eigentlich für ein Workshop an dem wir hier teilnehmen?

Betretet man den Raum in der Länggasse, wo das Angebot stattfindet, kann man sich noch nicht wirklich eine Vorstellung davon machen, was das heutige Programm beinhalten wird. Einige Indizien, wie zum Beispiel die Dojomatten und der Boxsack deuten klar auf eine Kampfsportart hin. Auf der Anderen Seite findet man im Raum diverse Musikinstrumente. Vor allem die Grossen Trommeln lassen vermuten, dass es hier auch akustisch nicht nur ruhig bleiben wird. Oder ist es sogar eine Kunstveranstaltung, so wie die Seilgurte die Wand zieren?

Verweilt man eine Weile vor den alten Fotos und Zeitungsberichten, welche ordnungsfrei die noch leeren Stellen an den Wänden bedecken, erhält man einen kleinen Eindruck in welche Richtung das heutige Integrationsangebot gehen könnte. Aber so richtig schlau wird man daraus irgendwie immernoch nicht.

Lassen wir uns deshalb ‚Capoeira’ etwas genauer von der Expertin erklären. Nach einem kurzen geschichtlichen und inhaltlichen Input werden schon einige Fragezeichen gelöst. Anstatt einer Kampfsportart wird Capoeira lieber mit einer Art Kampfkunst oder Kampftanz verglichen. Der Ursprung dieser Kunstform kommt ursprünglich Afrikanische Sklaven in Brasilien etabliert. Mestre Bimba (siehe Bild) war einer von ihnen.

Lange müssen die Teilnehmer jedoch nicht warten um in die praktischen Aspekte der Kampfkunst eingeführt zu werden. Unsere heutige Leiterin Vera führt schon einmal die Grundprinzipien der kontaktlosen Capoeiravariante ein und lässt die Schülerinnen und Schüler schon einmal die Hauptschritte als Grundlage üben.

Kurz darauf werden auch schon die Grundlagen des Kampfes 1 gegen 1 gelernt.

Sieht schon ziemlich so aus wie auf dem Bild an der Wand von Mestre Matias. Nicht schlecht, oder?

In einem nächsten Schritt lernen die neu erkorenen Kampfkünstler dass Capoeira auch oft mit Akrobatik in Zusammenhang gebracht wird. Der Kampf wird also nicht nur getanzt sondern auch noch geturnt…

Als wäre das nicht schon genug werden zum Schluss noch alle Instrumente in den Kreis geholt. Wir lernen: Capoeira ohne Musik ist kein Capoeira. Mit rhythmischem Trommeln und imposanten Gesängen wird ein faszinierendes Ambiente geschaffen welches die Performance der Kampfkünstler unterstützen soll. Jeder ist integriert, entweder mit einem Instrument oder auf der Showbühne.

Wir sind um einiges klüger geworden, was Capoeira alles beinhaltet. Mann kann es weder nur als Sport oder nur als Kunst bezeichnen, sondern als einen Mix aus Bewegung, Akrobatik, Show, Kunst, Musik, Kultur und Kampf. Und wahrscheinlich noch viel mehr. Aber wie unsere Experte sagt, Capoeira ist nicht in einem Training erlernbar. Auch nicht in einem Jahr. Capoeira entwickelt man ein Leben lang. Was sich wohl sonst noch alles hinter diesem Begriff verbirgt?

Um einiges an Erfahrung und Wissen gestärkt verlassen wir den Workshop mit etwas müden Beinen, aber auch mit einem Lächeln im Gesicht – und ganz bestimmt mit viel Inspiration.

Yann Krieger